Gesundheitsgefahr durch Radon?

Radon (Rn) ist ein natürlich vorkommendes radioaktives Edelgas, das beim α-Zerfall von Radium gebildet wird und ursprünglich von Uran abstammt. Das unsichtbare und geruchlose Radongas zerfällt selbst in radioaktive Folgeprodukte wie Blei, Wismut und Polonium. Diese Zerfallsprodukte lagern sich an feinste Staubteilchen an und gelangen mit der Atemluft in die Lunge. Dort bestrahlen sie das empfindliche menschliche Lungengewebe, was im schlimmsten Fall zu Lungenkrebs führen kann. Nach dem Rauchen ist Radon die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs. Das Lungenkrebsrisiko nimmt linear zur Radonkonzentration in der Raumluft zu.

Strahlenbelastung der Schweizer Bevölkerung

Radon verursacht in der Schweiz heute durchschnittlich 55% der jährlichen Strahlenbelastung des Menschen. Dabei wird von einer durchschnittlichen Radonkonzentration von 75 Bq/m3 ausgegangen. Weitere Belastungen kommen mit ca. 24% aus medizinischen Anwendungen wie Röntgendiagnostik (davon mehr als 2/3 aus Computertomografie), 13% tragen die natürliche kosmische und terrestrische Strahlung bei, 7% stammen aus der Nahrungsaufnahme (Radionuklide im Körper). Die übrigen 2% der Expositionen machen künstlich erzeugte Strahlenquellen aus, wobei Kernkraftwerke oder Forschungseinrichtungen im Normalbetrieb in der Schweiz nur etwa 0.2% beitragen.

Erreicht die Radonkonzentration 300 Bq/m3 im Wohnbereich und nimmt man eine Aufenthaltszeit von 7000 Stunden pro Jahr an, so erhöht sich der Anteil der durch Radon verursachten Strahlenbelastung von 55% auf über 80%.

Wie gelangt Radon ins Gebäude?

Der Untergrund ist die wichtigste Quelle für Radon, da das Erdreich aus Hohlräumen besteht, die mit Luft gefüllt sind. Uran kommt in unterschiedlichen Konzentrationen fast überall im Erdreich vor, so dass das Zerfallsprodukt Radon die Bodenluft mit radioaktivem Gas anreichert. Die aufsteigende Bodenluft kann durch undichte Stellen im Fundament ins Gebäudeinnere eindringen und die Raumluft mit Radon belasten. Da Radon schwerer als Luft ist, nimmt die Radonkonzentration normalerweise in den oberen Stockwerken ab. In der Aussenluft verdünnt sich Radon so stark, dass es ungefährlich ist.
Radonhaltige Bodenluft kann durch einen Unterdruck ins Gebäude gesaugt werden.  Ein sogenannter Kamineffekt entsteht bei Temperaturunterschieden von Raum- und Aussenluft bzw. Winddruck. Insbesondere während der Heizperiode steigt warme Luft im Haus auf und erzeugt einen Unterdruck. Auch Abluftanlagen können Unterdruck erzeugen. Werden undichte Fenster, die einen Luftaustausch zwischen Raum- und Aussenluft ermöglichen, erneuert, kann die Radonkonzentration in der Raumluft erheblich ansteigen.

Wie wird Radioaktivität gemessen?

Ein Kernspurdetektor ist ein passives Messgerät, das die Spuren von Atomzerfällen registriert.

Die Konzentration der Radioaktivität wird in Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m3) gemessen. 1 Bq entspricht 1 Atomzerfall in der Sekunde.

Millisievert (mSv) hingegen ist die Einheit für die Dosis, welche das Risiko für Strahlenschäden quantifiziert. Die biologische Wirksamkeit ist abhängig von der Strahlenart und deren Energie. Eine Radonkonzentration von 300 Bq/m3 im Wohnbereich verursacht, bei einer angenommenen Aufenthaltszeit von 7000 Stunden pro Jahr, eine Dosis von etwa 12 mSv/ Jahr.

Strahlenschutzverordnung zu Radon

Um die Bevölkerung besser vor Radon zu schützen, wurden die gesetzlichen Grundlagen in der Schweiz an internationale Richtlinien angepasst. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, eine Radonkonzentration von 100-300 Bq/m3 in Innenräumen nicht zu überschreiten.

Am 1.1.2018 wurden in der Schweiz der Grenzwert von 1000 Bq/m3 und Richtwert von 400 Bq/m3 ersetzt durch einen Referenzwert von 300 Bq/m3 für die über ein Jahr gemittelte Radongaskonzentration in Räumen, in denen sich Personen regelmässig während mehreren Stunden pro Tag aufhalten. Diese Räume sind z.B. Wohnräume, Schulräume oder Arbeitsplätze in Gebäuden.

Der Eigentümer des Gebäudes oder bei Neubauten der Bauherr muss dafür sorgen, dass dem Stand der Technik entsprechende bauliche Massnahmen getroffen werden, um eine Radonkonzentration zu erreichen, die unter dem Referenzwert von 300 Bq/m3 liegt.  (Merkblatt Totalrevision der Verordnungen im Strahlenschutz)

Bei einer Überschreitung des Referenzwertes von 300 Bq/m3 wird die Dringlichkeit einer Radonsanierung in Abhängigkeit der Belastung für den Gebäudenutzer beurteilt. (Wegleitung Radon)

Genügt die Abschätzung der Radonbelastung anhand der Radonkarte der Schweiz?

Aufgrund geologischer Verhältnisse kann die Radonbelastung auch kleinräumig stark variieren, so dass nicht von einem Haus auf ein angrenzendes geschlossen werden kann. Aufschluss gibt nur eine Messung.

Die Radonkarte gibt die Wahrscheinlichkeit an, den Referenzwert der Radonkonzentration von 300 Bq/m3 in Gebäuden zu überschreiten. Farblich werden Wahrscheinlichkeitsbereiche von <1 %, 1‑10 %, 10-20 % und >20 % unterschieden.

Die Radonkarte steht zudem in einer interaktiven Form im Geokatalog von Swisstopo zur Verfügung.

Hier kann nach Ortschaften gesucht oder gezoomt werden. Wird auf die Radonkarte geklickt, erhält man für die ausgewählte Fläche die Wahrscheinlichkeit einer Überschreitung des Radonreferenzwertes von 300 Bq/m3 in Gebäuden sowie einen Vertrauensindex (hoch, mittel, niedrig, sehr niedrig), der die Verlässlichkeit der berechneten Wahrscheinlichkeit angibt.